Automatisierung

 

Industrie 4.0

Für eine hohe Durchlässigkeit zwischen beruflicher Bildung und Studium

In der finnischen Region Nordsavo arbeiten die Savonia University for Applied Science und die Ylä-Savo Berufsschule gezielt mit aufeinander abgestimmten Trainingskonzepten.

Man fährt eine Weile durch die östliche Seenregion Savo von Kuopio in den Norden, um nach Iisalmi zu gelangen. Die typisch finnische Landschaft verbindet beide Städte ebenso wie eine bewegte Geschichte im Grenzgebiet zu Russland. Und neuerdings gibt es noch eine weitere Zusammenarbeit zwischen den Orten: Hier hat die Region Nordsavo ein Projekt gefördert, das eine höhere Durchlässigkeit zwischen der beruflichen Aus- und Weiterbildung und der Hochschule fokussiert.

„Die Schwellen zwischen den verschiedenen Leveln beruflicher Qualifikation waren in Finnland lange Zeit recht hoch“, erklärt Asmo Jakorinne. Der Informatik-Ingenieur lehrt, forscht und entwickelt am Standort Kuopio der Savonia University of Applied Science in den Bereichen IoT und Regelungstechnik. „In letzter Zeit entscheiden sich aber immer mehr Auszubildende für ein Anschlussstudium und diese Entwicklung wollen wir hier in der Region Savo auch gezielt fördern.“ Das beinhaltet zum einen, dass der Weg aus der beruflichen Bildung an die Fachhochschule und bis hinein in die Forschung einfacher werden soll, sowie zum anderen, dass Studenten mehr Praxiswissen vermittelt wird.

Trainingsräume an der Saviona University of Applied Science

Was in der Theorie gut klingt, braucht in der Praxis aber auch funktionale Lösungen. „Als wir unseren Bedarf für eine Industrie 4.0 Anlage für unsere Labore angemeldet haben, war unser Ziel neben der Lehre natürlich auch die Forschung. So waren wir auf der Suche nach einer Umgebung, in der wir beispielsweise die von uns entwickelten Sensoren und Aktoren praktisch erproben können“, erklärt Jakorinne. „Wir erhielten dann den Hinweis, dass die Ylä-Savo Berufsschule in Iisalmi gerade ebenfalls ein neues Industrie 4.0 Programm entwickelt und den Auftrag, beide Programme im Sinne der beschriebenen Durchlässigkeit aufeinander abzustimmen.“

Der Informatiker und seine Kollegen in Kuopie und Iisalmi standen nun vor der Herausforderung, Labore zu entwickeln, die sowohl die praxisnahe Aus- und Weiterbildung für die Berufsschule als auch die Forschung und Entwicklung ermöglichen. „Die Industrie 4.0 Lösung, die uns daraufhin von Lucas-Nülle präsentiert wurde, hat uns genau diesen Brückenschlag ermöglicht,“ erinnert sich Jakorinne, der erklärt: „Einerseits stellt die Anlage der Berufsschule den notwendigen Lerninhalt bereit, um die Funktionsprinzipien der Industrie 4.0 praxisnah nachzuvollziehen, andererseits ist sie durch den modularen Aufbau so offen gestaltet, dass man sie für die Forschung und Entwicklung entsprechend adaptieren und erweitern kann.

Freude über die neue Lernfabrik 4.0 an der Universität in Kuopio 

Damit die Anwender an beiden Orten im vollen Umfang von den Möglichkeiten profitieren können, entschied man sich schließlich, jeden Standort jeweils mit einer eigenen Industrie 4.0 Anlage auszustatten. Der Mehrwert für die Lernenden besteht indes nicht alleine darin, dass Berufsschüler bei einem Anschlussstudium an der Savonia University die Labortechnik bereits kennen: Vielmehr sollen beide Anlagen auch im selben Netzwerk laufen, sodass findige Berufsschüler erste Einblicke in das Fachhochschulumfeld erhalten. “Und auch wir in der Forschung profitieren natürlich davon, dass wir in der Lage sind, auf einen Zwilling unserer Fabrik zurückzugreifen”, unterstreicht der Ingenieur.


Die Baugleiche Lernfabrik steht auch am Technical College Iisalmi

Auch wenn für die Hochschule der praxisnahe Hands-on-Ansatz und die digitalen Lerninhalte nicht die entscheidenden Argumente waren, haben Jakorinne und sein Team beide Aspekte der Anlage sehr schätzen gelernt. „Es hilft gerade den Studenten, die ohne Berufserfahrung vom Gymnasium an die Hochschule kommen, extrem weiter, auch einmal mit echten Komponenten und nahe an der Praxis arbeiten zu können,“ berichtet Jakorinne und fügt an, „und die digitalen Lerninhalte, die eigentlich vor allem für die Berufsschule gedacht waren, helfen uns, die Systeme schnell in Betrieb zu nehmen und so wertvolle Zeit in der Lehre zu gewinnen.“

Jakorinne und seine Kollegen werden die Anlage vor allem für die Forschung und Entwicklung nutzen. Erste Pläne für die Erweiterung der Anlage um in Kuopio entwickelte Robotik und Machine Vision Lösungen liegen bereits auf dem Schreibtisch. Für die Zukunft planen sie außerdem eine ähnliche Kooperation mit einer Technischen Universität und damit den Schritt Richtung Masterstudium und tiefer in die Forschung. „Natürlich geht nicht jeder Berufsschüler den Weg über den Bachelor und Master bis in die universitäre Forschung“, weiß Jakorinne, „aber wir wollen denen, die das Talent mitbringen, alle Türen so weit öffnen wie möglich.“

Asmo Jokarinne forscht und entwickelt am Standort Kuopio der
Savonia University of Applied Science in den Bereichen IoT und
Regelungstechnik. 

Autoren: Hendrik Buch (Lucas-Nülle), Asmo Jakorinne (Savonia University)

 

 

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